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Unterstützung eines Waisenhauses, eines Kindergartens und viele kleinere Projekte
Letzter Bericht von Karin Meissner:
Alles fließt und nichts bleibt, es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln. Platon
Liebe Freunde! Windhoek, im November 2017
Selten hat sich in meinem Wirken hier in Namibia so viel verändert wie im letzten Jahr. Einiges ist weggebrochen, dafür kamen andere, wichtige Aufgaben auf mich zu. Und oft lagen tiefer Kummer über Vergangenes und Begeisterung für Neues dicht beieinander.
Doch der Reihe nach:
Gleich zu Anfang des Jahres wurde Oponganda, eine Tagesstätte für geistig und körperlich behinderte Kinder wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten geschlossen. Seit dreizehn Jahren habe ich dieses Projekt mit sehr großer Anteilnahme verfolgt und gefördert. Das Wohlergehen dieser benachteiligten Kinder lag mir sehr am Herzen. Immer wieder denke ich an sie, wie werden sie jetzt wohl leben? Die Leiterin hat Windhoek verlassen, so habe ich keinen Kontakt mehr zu ihnen.
Noch härter hat es mich getroffen, dass das Orlindi Kinderheim vom Ministerium für Kinderwohlfahrt geschlossen wurde, weil es dort Unregelmäßigkeiten auf mehreren Gebieten gab . Als sich das abzeichnete, hat mir der Vorstand des Orlindi Vereins unter unwahren Vorwürfen kurzerhand Hausverbot erteilt, ich nehme an, weil ich zu viele Interna kannte. Die Kinder wurden auf andere Institutionen verteilt. Im Moment ist alles in der Schwebe. Ich hoffe, das Haus wird unter neuer Leitung wieder eröffnet! Gerne würde ich dann wieder dort einsteigen. Ich habe vor wenigen Jahren dort dank deutscher Hilfe den Neubau des Heims organisiert und geleitet. Es ist eine wunderschöne Heimat für unsere Waisenkinder.
Auch ein weiteres Kinderheim musste seine Tore schließen, weil der Hauptgeldgeber aus Deutschland seine Unterstützung aus den gleichen Gründen eingestellt hat. Dort habe ich drei Hausmüttern das niedrige Gehalt soweit aufgebessert, dass sie wenigstens ein Existenzminimum hatten. Leider scheiterte die Übernahme durch einen Unterstützer aus Deutschland . Wie es dort weiter geht, steht in den Sternen.
Doch wenn eine Tür zufällt, wird es erst einmal ganz dunkel . . . . , dann aber sieht man auf einmal den Lichtspalt von einer anderen Tür, die sich öffnen lässt. Und so ist es auch mir ergangen.
Gesprächsweise wurde mir von einer Schule für Geistig Behinderte berichtet, und ich kam in Kontakt mit der hoch engagierten Schulleiterin. Die Schule liegt im Einzugsgebiet der Township Katutura, und die Kinder kommen zum größten Teil aus sehr armen Verhältnissen. Eine Schulspeisung ist dort dringend erforderlich, oft fehlte es aber am Nötigsten. Besonders betroffen sind die Kinder im dortigen staatlichen Schülerheim. Also habe ich erst mal den Speiseplan "aufgepeppt". Die Schüler sind überglücklich.
Die nächste große Sorge der Rektorin sind die 18jährigen Schüler, die ohne Zukunftsperspektive die Schule verlassen müssen. Sie hat es erreicht, dass diese nun weiter in der Schule bleiben dürfen, ihre Ausbildung muss aber aus Spenden finanziert werden. Sie werden in einfachen Arbeiten ausgebildet - Gartenarbeit, Küchenhilfe - und ich konnte durch den Kauf eines Betonmischers und einer Steinpresse ermöglichen, dass sie Backsteine für den Hausbau herstellen können.
Mein ganz persönliches Projekt dort ist eine Nachmittagsbetreuung und Förderung von einigen Schülern, die eine besondere Chance zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten erhalten sollen. Wir nannten das Projekt " Opportunity Centre" ( Chancen Zentrum ).
Die nächste Tür? Als ich im Januar aus Deutschland kam und Annas Kindergarten besuchte, hatte sie für die Fünfjährigen mit einer Vorschulklasse begonnen. Mitten im Trubel von 50 Kindern fand der Unterricht statt. Und sie machte das gut !! Da beschloss ich, hinter dem Kindergarten einen Schulraum anbauen zu lassen. Wie schon bei den anderen Bauabschnitten haben ihr Mann und seine Freunde den Bau kostenlos errichtet. Die Möblierung haben Bekannte von mir übernommen. Nun werden dort in Ruhe 28 Kinder auf die Schule vorbereitet, und ein erfolgreicher Start ins Schulleben ist ein großer Vorteil für die gesamte Schulzeit !
Auch bei meinen anderen Projekten hat sich einiges geändert:
Studenten: Zu Jahresbeginn habe ich vier Studenten/innen unterstützt. Doch schon bald erfuhr ich von der großen Not einiger anderer. Entweder war das Stipendium nicht verlängert worden oder der Geldgeber hat sich zurückgezogen oder sie hatten sich eingeschrieben in der vergeblichen Hoffnung auf ein Studiendarlehen, was aus finanziellen Gründen des Familieneinkommens abgelehnt wurde. Und plötzlich waren es zehn Studenten/innen !!! Zwei von ihnen hatten die Gelegenheit, mit einer zusätzlichen einjährigen Fortbildung einen anerkannten Berufsabschluss zu bekommen ( qualifizierte Lehrerin und Bachelor/ Honest), drei weitere sind schon im letzten Studienjahr. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich ihnen zu einem Abschluss ihres Studiums verhelfen konnte.
Frauen: In Namibia gibt es sehr viele allein erziehende Mütter. Sie zu unterstützen und ihnen zu helfen, das Leben zu bestehen, ist mir eine Herzensangelegenheit. Sie versuchen immer, irgendwie etwas zu verdienen. Es gibt aber viel zu wenige Arbeitsplätze. Meist arbeiten sie zwei oder drei Tage einige Stunden in einem Haushalt und verdienen nicht einmal einen Euro pro Stunde, das sind maximal 60 bis 90 Euro im Monat, was aber bei den teuren Preisen der Grundnahrungsmittel nicht zum Leben reicht. Durch die Schließung der Kinderheime sind nun auch diese Hausmütter von Armut bedroht und brauchen dringend für sich und ihre Kinder eine Unterstützung. Oft sind die Frauen auch einsam und überfordert, aber sie kämpfen sich mutig durchs Leben. Es tut ihnen immer sehr gut, dass sie - neben der finanziellen Hilfe - auch ihre Probleme mit mir besprechen können.
Schulspeisungen: Auch hier ist - neben den schon lange bestehenden - eine neue Schule hinzugekommen. Die Dr. Abraham Iyambo Schule liegt in einem der ärmsten Townships und hat ein riesengroßes Einzugsgebiet. Noch ist sie im Aufbau, sie geht bis Klasse 5 (von sieben) und hat inzwischen 1 780 Schüler. Die Schule hat noch keinen elektrischen Strom, wie kann man da eine Suppenküche einrichten? Zum Glück gibt es einen Instant Maisbrei, der nur mit Wasser angerührt wird. Das war die Lösung! Es gibt ihn in verschiedenen Geschmacksrichtungen, und die Kinder sind begeistert, dass der sonst übliche, sehr neutrale Maisbrei, den sie kennen, nun nach Erdbeeren, Vanille oder Banane schmeckt !
Hüttenbau: Florence ist allein erziehende Mutter von sechs Kindern und lebte mit vier ihrer Kinder in einer winzigen Patchwork-Hütte, zusammengezimmert aus allen möglichen Materialien. Zwei der Kinder wohnten bei der Großmutter. Als es ihr gelang, die Erlaubnis zu bekommen, auf einem Grundstück legal eine Hütte zu errichten, habe ich mich sehr gefreut. Endlich konnte sie alle Kinder zu sich nehmen, und es gibt sogar drei Schlafzimmer : für die Mädchen, die Jungen und ein eigener Raum für Florence !!! Man sieht der Familie die Freude an ( siehe Foto).
Ich könnte noch sehr viel berichten. Hier nur ein paar Stichworte:
Clara`s Big Family ist mir weiter ein ganz wichtiges Projekt mit vielen Problemen, aber auch mit vielen guten Nachrichten und Erfolgen. Vier der Kinder schließen jetzt die Schule mit dem südafrikanischen Abitur ab ( Matrik ) und haben alle schon eine Ausbildungsstelle.
In einem Ausbildungszentrum fiel die Finanzierung eines Schneiderkurses plötzlich aus, und 21 Frauen hätten fast die Möglichkeit einer wichtigen und sinnvollen Ausbildung verloren. Mit zwei anderen Frauen ist es uns gelungen, diese Lücke zu füllen, und der Kurs über 6 Monate kann weitergehen.
So fließt und wandelt sich mein soziales Delta, mein Wirken hier in Namibia.
Aber das ist mir nur möglich, weil so viele Menschen das alles unterstützen.
Ich danke ganz herzlich für das große Interesse und die Großzügigkeit der Spender .
Ich wünsche allen alles Gute und eine möglichst besinnliche Adventszeit, ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes, erfülltes neues Jahr!
Liebe Grüße sendet
Karin Meissner
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